Die Verunsicherung ist groß

  20.10.2020    Handball Jugend Männer Frauen
Im Handballbezirk Rems-Stuttgart sind am Wochenende wegen Corona 46 Prozent der angesetzten Partien abgesagt worden. Die Regierung hat das Spielen indes noch nicht verboten.

Es ist eine Zahl, die zu denken gibt. 46 Prozent der am vergangenen Wochenende im Handballbezirk Rems-Stuttgart angesetzten Partien – von den Erwachsenen bis zu den allerjüngsten Spielern – sind von den beteiligten Vereinen abgesagt worden. Im Bezirk Esslingen-Teck war die Zahl noch höher. Dort fielen 70 Prozent der Begegnungen aus. „Wir müssen uns schon fragen, ob es Sinn macht, die Saison weiterlaufen zu lassen, wenn die Absagen jede Woche über 50 Prozent betragen“, sagt Thomas Dieterich, Leiter der Geschäftsstelle beim Handballverband Württemberg (HVW) und zugleich Mitglied im vierköpfigen geschäftsführenden Präsidium. Irgendwann sei es nicht mehr möglich, die ausgefallenen Spiele zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen – vor allem bei den Jugendlichen.

Denn die sollen im Frühjahr 2021, so zumindest der Plan, wenn es die Corona-Pandemie zulässt, wieder eine Qualifikation spielen, um die Ligazugehörigkeit der Teams zu ermitteln. „Wir haben zeitlich wenig Spielraum, was eine mögliche Verlängerung der aktuellen Runde betrifft“, sagt Thomas Dieterich. Doch gerade von der Elternschaft der Jugendhandballer erhält der Verband viel Gegenwind. Auch weil die neue Landesverordnung Schule, die seit Montag in Kraft ist, sagt, dass im Sportunterricht „alle Betätigungen ausgeschlossen sind, für die ein unmittelbarer Körperkontakt erforderlich ist“. Für den außerschulischen Sport gibt es diesbezüglich von der Politik aber keine konkreten Vorgaben – was natürlich Verwirrung auslöst. „Noch dürfen wir Handballspielen, noch hat es die Regierung nicht verboten“, sagt Thomas Dieterich, bemängelt aber freilich das Fehlen klarer Ansagen. So sind auch Menschenansammlungen seit Montag wieder auf zehn begrenzt worden. Ob eine Mannschaft, die an sich aus mehr als zehn Spielern besteht, dazugezählt wird, weiß keiner. Inzwischen sind die HVW-Verantwortlichen aber in engem Austausch mit dem Kultusministerium, in dem auch Michael Daiber, der Vizepräsident Jugend, Schule, Bildung, arbeitet.

Die Argumentation, dass sich bislang noch kein Handballspiel als Virenschleuder herauskristallisiert hat, reicht allerdings vielen nicht. „Es gibt leider noch keine fundierten Untersuchungen, die sagen, inwiefern man sich bei unserem Sport mit dem Coronavirus anstecken kann“, sagt Thomas Dieterich. Dass der HVW die Saison noch diese Woche beenden wird, ist aber eher auszuschließen.

Diskutiert hat das HVW-Präsidium, zu dem auch die Bezirksvorsitzenden gehören, vielmehr darüber, ob die Spielabsagen wie am vergangenen Wochenende weiterhin auf Freiwilligkeit beruhen sollen, bis sich die Lage entspannt – oder ob die Runde vorübergehend ausgesetzt wird. „Wir haben im Verband eine ganz inhomogene Situation, was Corona betrifft – Bezirke mit hoher Inzidenz und mit ganz niedriger“, sagt Klaus Hinderer, der Vorsitzende des Handballbezirks Rems-Stuttgart. Auch das mache eine Entscheidung nicht einfach. „Wir haben da gerade eine Riesenverantwortung zu schultern“, sagt er.

Verständigt hat man sich beim HVW nun vorerst darauf, dass, sollten sich Änderungen hinsichtlich des Spielbetriebs ergeben, diese dann immer bis spätestens Mittwoch, 12 Uhr, auf der Homepage des Verbands veröffentlicht werden.

erstellt von Susanne Degel von der Fellbacher Zeitung